Stadtdaten:

Die Stadt Pocking, gelegen im südlichen Landkreis Passau zwischen Rott und Inn hat bei einer Fläche von rund 68 km² ca. 15.000 Einwohner. Das Gelände ist bis auf wenige Ausnahmen eben und im Mittel 323 m ü. NN.
Im Bereich der Stadt Pocking werden 2 Kläranlagen betrieben. Die Hauptanlage mit einer Größe von 17000 EW liegt am östlichen Stadtrand. Die 2. Anlage mit einer Größe von 2500 EW ist im Ortsteil Hartkirchen.
Der Generalentwässerungsplan aus dem Jahre 1993 wurde Zug um Zug umgesetzt, so dass ein Anschlussgrad von 96 % erreicht werden konnte.

Entscheidungsgründe:

Bezüglich der KS-Entsorgung hat man bei der Stadt Pocking versucht, alternative Lösungen zur landwirtschaftlichen Verwertung zu finden. Die Akzeptanz, Klärschlamm auf landwirtschaftlichen Flächen aufzubringen war nur noch mit überhöhten Entsorgungspreisen zu erzielen. Der Stadtrat Pocking hat daher im Herbst 2001 die Pilotanlage in Füssen besichtigt. Die Art und Weise der solaren Trocknung fand dabei die Begeisterung unseres Stadtrates. Bei diesem Termin konnten auch die Kontakte zu Herrn Dr. Markus Bux, Uni Hohenheim, hergestellt werden. Dieser hatte die Führung in Füssen fachkundig geleitet.
In den weiteren Entscheidungen der Stadt wurde eine Studie von Herrn Markus Bux in Zusammenarbeit mit der Stadt erstellt. Darin wurden verschiedene Möglichkeiten der Klärschlammentsorgung geprüft.
Unter dem Gesichtspunkt einer möglichst großen Unabhängigkeit bei der Entsorgung des Klärschlammes hat der Stadtrat Pocking die Errichtung einer solaren Trocknungsanlage beschlossen. Dieser Anlage ist eine mechanische Entwässerung (Siebbandpresse) vorgeschaltet. Ein weiterer wichtiger Aspekt war eine möglichst umweltfreundliche Entsorgung. Der solar getrocknete Klärschlamm wird daher thermisch endverwertet. An dieser Stelle darf auf den geplanten Ausstieg der landwirtschaftlichen Klärschlammentsorgung im Freistaat Bayern hingewiesen werden (vgl. Zielvorgabe LEP2005 B V Ziff. 4.2).

Erfahrungswerte:

Der Betrieb und der Unterhalt der solaren Trocknung erfordern nur geringen Personaleinsatz. In den Monaten Februar/März bis Oktober/November kann die solare Trocknung durchgehend betrieben werden. Bei der Studie wurde festgestellt, dass die Abwärme aus dem benachbartem Siliziumwerk nicht wirtschaftlich genutzt werden kann. Somit ist in den Wintermonaten der Betrieb nur bedingt möglich, da die Trocknung ausschließlich mit Sonnenenergie betrieben wird. Die Trocknung ist technisch von der Fa. Thermo-System eingerichtet worden.

Das sog. elektrische Schwein zum Wenden des Klärschlammes wie auch die übrigen elektrischen Einrichtungen sind nahezu wartungsfrei. Freilich braucht jede Anlage eine gewisse Art und Zeit des Kennenlernens. Das war in Pocking nicht anders. Anlaufschwierigkeiten waren auch mit der Abfuhr sowie dem „Zeitfenster“ der thermischen Verwertung gegeben.

In wirtschaftlicher Hinsicht hat sich gezeigt, dass für den Betrieb und die Entsorgung des Klärschlammes nicht einmal 50 % der bisherigen Entsorgungskosten anfallen. An dieser Stelle sei erwähnt, dass auch die Einzahlung in den Entschädigungsfond „Klärschlamm“ entfällt. Für die gesamte Anlage war eine Investition von rund 1 Mio. € erforderlich (Trockner, Gebäude für maschinelle Entwässerung, Siebbandpresse, etc.). Mit der Investition hat die Stadt Pocking die Abwassergebühr um 0,09 Euro auf 1,43 €/m³ angehoben.

Technische Daten:

Größe der Anlage (2 Trockner) 1792 m²
Schlammanfall 2005 (ca. 6 % TS) ca. 6500 t
Entwässert (ca. 18% – 20% TS) ca. 1900 t
Solar getrocknet ca. 350 t
Inbetriebnahme: Nov. 2003
Bauzeit: ca. 6 Monate


Verfasser:
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Flyer Kläranlage Pocking